Claudia Beispiel
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Leistung muss sich lohnen!

Freisinnige Politik ist nachhaltige Politik - Porträt Ruedi Noser

02.05.2019

Warum bin ich geeignet für diese Aufgabe?

Aufgewachsen bin ich im Glarnerland, einem engen Tal, in dem die Berge allgegenwärtig sind. Wegen meiner Legasthenie lernte ich früh, was es heisst, zu versagen. Und dank meiner Mutter lernte ich ebenso früh, was es heisst, nicht aufzugeben, sondern jeden Tag als neuen Anfang zu sehen. Mit 16 Jahren und einem Realschulabschluss in der Tasche zog ich von zu Hause aus und begann eine Lehre als Maschinenmechaniker in Winterthur. Ein neuer Anfang, eine neue Chance. Ich packte sie und schloss mit einem der besten Abschlüsse des Jahrgangs ab. Es folgte die Wahl der Studienrichtung: Maschinen- oder Elektroingenieur? Maschinenbau kam nicht in Frage. Ich wollte mich mit Technologien der Zukunft befassen, nicht die Vergangenheit bewahren. Also entschied ich mich für die heutige Fachhochschule Rapperswil, wo zu dem Zeitpunkt eine neue Informatikabteilung aufgebaut wurde. Drei Jahre später hatte ich mein Informatik-Diplom und wusste weit mehr über Mikroprozessoren, als damals in der Industrie bekannt war. In Kombination mit meiner Ausbildung als Mechaniker war ich eine gesuchte Fachkraft.Jung, ambitioniert und ungeduldig, schlug ich meinem obersten Chef nach drei Jahren ein neues Geschäftsmodell vor, wie das Unternehmen in Zukunft noch erfolgreicher sein könnte. Von einem 27-Jährigen lasse er sich nichts erklären, lautete sein vernichtendes Urteil. Ich zog die Konsequen-zen, kündigte noch im gleichen Monat und ging in die Firma meines Bruders, wo ich das Geschäfts-modell umsetzte. Das Resultat ist die Noser-Grup-pe, die heute über 500 Angestellte zählt, 80 Ausbildungsplätze für Lehrlinge bietet und im vergangenen Jahr allein mit Dienstleistungen einen Umsatz von 105 Mio. Franken erzielt hat.

Chancen statt Ideologien

Die Zeit in der Firma hat mich auch als Mensch geprägt. Ich kam zur Einsicht, dass Erfolg und Fortschritt immer von Fehlern und Problemen be-gleitet sind. Für mich heisst gute Politik nicht, eine perfekte Welt aufzubauen, in der man nichts mehr bewegen darf. Ideologische Parteien, die für sich reklamieren, das Allheilmittel für alle Probleme ge-funden zu haben, sind reine Verführer. Ideologien führen in die Sackgasse. Das zeigt sich in der aktuellen Diskussion rund um unsere Beziehung zur EU. Die Polparteien SP und SVP wollen die Schweiz in die Isolation führen. Jetzt braucht es einen starken liberalen Flügel, der sich klar und deutlich dafür ausspricht, dass wir die bilateralen Verträge und damit den Status quo mit einem Insti-tutionellen Abkommen (InstA) absichern. Wer Nein sagt zum InstA, führt die Schweiz ins Abseits und muss relativ schnell Abschied nehmen von unserem Wohlstand. Sollten an diesem Zusammenhang Zweifel aufkommen, lohnt sich ein Blick nach Grossbritannien.Gute Politik heisst für mich, ein dynamisches Umfeld zu schaffen, das den Menschen die Chance gibt, sich weiterzuentwickeln und sich zu verbes-sern. Das Risiko des Scheiterns nimmt man dabei bewusst in Kauf. Wer seine Chancen nicht packt, ist schlechter dran. Doch auch wer scheitert, hat jeden Tag die Chance, neu anzufangen und auf die Er-folgsspur zurückzukehren.

Freisinnige Politik ist nachhaltige Politik

In meiner politischen Arbeit verfolge ich das Ziel, möglichst viele Freiräume und Chancen zu schaffen, damit sich Menschen und Unternehmen entwickeln können. Freisinnige Politik ist für mich damit immer auch nachhaltige Politik, denn sie respektiert und schützt die Freiheit des anderen und der Umwelt. Ende 2015 wurde in Paris vereinbart, dass der durch den Menschen verursachte CO2-Ausstoss bis ins Jahr 2050 auf null gesenkt oder voll kompen-siert werden soll. In rund dreissig Jahren dürfen also keine fossilen Treibstoffe mehr eingesetzt werden, weder für die Mobilität, die Industrie noch für das Heizen. Leben wie zu Gotthelfs Zeiten? Mitnichten! Ich bin überzeugt, das CO2-Ziel kann nur mit liberalen Mitteln nachhaltig erreicht werden. Es wäre naiv, zu glauben, 8 Milliarden Menschen würden aufs Fliegen verzichten, kein Fleisch mehr essen und ihr Freizeitverhalten hinsichtlich ihres CO2-Austosses optimieren. Wer glaubt, alles über Verbote steuern zu können, nimmt die Menschen nicht ernst. Die Gelbwesten lassen grüssen. Was also ist zu tun?

Politik setzt den Rahmen, die Wirtschaft setzt um

Im Grundsatz braucht es wenig. Erstens, muss sichergestellt werden, dass die Ziele, die in Paris 2015 beschlossen wurden, auch umgesetzt werden. Deshalb setze ich mich ein für die Gletscherinitiative und ein CO2-Gesetz, das sich eng an diesen Zielen orientiert. Beide Vorlagen stellen sicher, dass das Pariser Abkommen in der Schweiz auch tatsächlich Wirkung entfaltet. Zweitens braucht es Investitionen in Forschung und Innovation, damit Technologien und Produkte entwickelt werden, um die Pariser Ziele weltweit zu erreichen. Denn der Beitrag der Schweiz zum Weltklima kann sich nicht auf die CO2-Reduktion im Inland beschränken. Drittens braucht es kluge Anreizsysteme, denn eine Zero-Carbon-Welt schafft neue Gewinner und neue Verlierer. Diese Machtverschiebungen gehen nicht ohne Reibung vonstatten. In dieser Situation braucht es einen starken politischen Willen und den nötigen Weitblick. Statt sich auf diese Machtkämpfe einzulassen, gilt es jetzt, die Weichen in Rich-tung Zukunft zu stellen. Ich bin überzeugt, die Nachhaltigkeit bietet die grösste wirtschaftliche Chance unserer Zeit. Unser Ziel muss es sein, aus der Schweiz heraus innovative, exportfähige Lösungen zu entwickeln, die weltweit einen Beitrag zur CO2-Reduktion leisten. Denn beim Thema Nachhaltigkeit zeigt sich deutlicher denn je: Globale Probleme brauchen globale Lösungen. Das gelingt nur, wenn wir offen sind für Neues und Chancen statt Probleme sehen – das geht nur mit der FDP!

Ruedi Noser, Ständerat Kanton Zürich

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